Carretera Austral
Von Los Antiguos nach Chaiten
  Datum Tag Nr. KM-Stand KM Etappe KM Total
Start Mo 29.11.2011 62 96461   7457
Ende So 04.12.2011 67 97309 848 8305

 

29.11.2011 - Auf nach Chile! Am Grenzposten dauert es nur kurz, doch dann wird Idefix vom Zöllner gründlich inspiziert. Dass unser Honig kein Honig sondern so eine Art Melasse ist, davon kann ich den Zöllner überzeugen, wir dürfen ihn behalten. In Los Antiguos hatte man uns auf der Info gesagt, dass wir für die Fähre von Chile Chico nach Puerto Ingeniero Ibanez keine Reservation brauchen, das gleiche erfahren wir hier in Chile Chico beim Touristenbüro. Am Ticketschalter der Fährgesellschaft heisst es dann aber: in fünf Tagen ist wieder Platz frei! So lange wollen wir hier nicht warten, wir werden also den See umrunden.
Auf dem kleinen CP Municipal frage ich nach Internet und die nette Dame überreicht mir einfach so ihren Wireless-Stick. Und der ist sogar extrem schnell, in kürzester Zeit ist eine weitere Seite der Homepage hochgeladen.
Auf nach Chile

Am Südufer des Lago General Carrera 30.11.2011 - Über die 100 Km lange Strecke am Südufer des Lago General Carrera, so heisst der Lago Buenos Aires hier, wurde schon viel geschrieben. Gespannt sehen wir dem heutigen Tag entgegen - was erwartet uns hinsichtlich der Landschaft? wie ist die Strasse? Beides entpuppt sich als phänomenal. Die Strasse windet sich dem See entlang bergauf-bergab in engen, steilen Kurven, ab und zu glatt wie Asphalt, meist aber als Wellblech, durchsetzt mit Schlaglöchern. Mit entsprechendem Tempo aber gut fahrbar. Das pure Gegenteil ist die Landschaft, steile Felsen mit skurilen Formen, sanfte Weiden, immer wieder der tiefblaue See umrahmt von den schneebedeckten Bergen. Einfach toll! Am Ende des Sees treffen wir auf die Carretera Austral, eine Strasse, um die sich Legenden ranken, mal mit einladenden, mal mit abschreckenden Worten. Wir werden sehen, d.h. hautnah resp. gesässnah fühlen.
In Puerto Rio Tranquilo finden wir einen kleinen Campingplatz direkt am See.

01.12.2011 - Ein Strahletag! Elisabeth bemerkt einmal, man muss kein guter Fotograf sein um tolle Bilder zu machen, man muss nur auf den Auslöser drücken können. Und das tun wir, bis zum Abend rund 200 mal. Zuerst ich auf der Bootstour zu den Marmorgrotten. Elisabeth bleibt bei Idefix und schont ihren Rücken, auf dem See hat es leichte Wellen und das kleine Boot schlägt doch öfters hart auf. Die Grotten, und vor allem die Kathedrale genannte Grotte überraschen mit bizarren Formen, riesige Felsen, die auf Seehöhe von fast filigranen Stützen getragen werden. Dazu das Spiel von Licht und Wellen, sehr eindrücklich. Marmorgrotten

Dem Lago General Carrera entlang Anschliessend die Fahrt entlang dem See und durch die Berge, immer wieder tolle Ausblicke auf den spiegelglatten See mit den darin sich reflektierenden Berge, sanfte Weiden, Wasserfälle, vom letzten Vulkanausbruch abgetötete Bäume. Auch die Strasse glänzt, allerdings nicht im positiven Sinn, die Carretera Austral zeigt sich in ihrer ganzen Pracht. Auf den letzten, den bisher schlimmsten 20 Km bis Villa Cerro Castillo gelingt es mir ab und zu, zwischen den Schlaglöchern ein bisschen Strasse zu finden.

02.12.2011 - Auf dem Camping werden wir am Morgen von Hahnengekräh und Glockengebimmel der Schafe geweckt. Der Himmel ist nicht mehr total blau, aber immer noch gut. Die Landschaft wechselt ihr Aussehen, sie wird viel lieblicher. Wie wir im Nationalpark Cerro Castillo über den Pass fahren, sehen wir sogar einen der seltenen Andenhirsche, ein Huemul. Tierbegegnung
Gasproblem Kurz vor Coihaique versuchen wir Gas zu bekommen. Bei der ersten Stelle haben sie keine Zapfpistole, bei der zweiten Stelle stellt der Wachmann auf stur - Gas nur für Kunden! Die nächste Adresse ist ein Gasflaschenhändler. Wir kaufen eine Flasche, die notwendigen Regler und Anschlüsse gibt es im nahe gelegenen Baumarkt. Auf dem Camp in Coihaique müssen wir aber feststellen, dass unser Anschlussschlauch zu dünn für den chilenischen Stutzen ist. Auch mit Hilfe des Campwartes ist nichts zu machen. Zurück im Baumarkt finde ich einen dünneren Anschluss ohne Gewinde und der sollte an den dicken Anschluss mit Gewinde gelötet werden. Auf dem Camp hat es eine Autowerkstatt, die können das Problem aber auch nicht lösen. Wir müssen weiter suchen.
Wir haben beschlossen, der Carretera Austral weiter zu folgen und nicht über Futaleufu nach Argentinien und Bariloche zu fahren. In Chaiten nehmen wir dann die Fähre nach Quellon auf der Insel Chiloe. Die Fahrt buchen wir bereits in hier in Coihaique.

03.12.2011 - Etwas mehr als 400 Km bis Chaiten, am Sonntag Abend müssen wir dort sein. Da wir nicht sicher sind, ob die Carretera Austral, wie auf der Karte angegeben, durchgängig geteert ist, wollen wir heute so weit wie möglich. Die ersten 46 Km sind tatsächlich perfekt, doch dann geht die vor Jahren gebaute und scheinbar nie renovierte Strasse los. Gemäss riesigem Plakat sollte zwar schon einiges fertig sein, aber eben...
Strassenausbau
Im Regenwald Der grösste Teil der Strecke führt durch Täler, teils breit, teils recht schmal. Anfänglich, wo der Talboden noch recht breit ist, wachsen Unmengen von Lupinen, meist blau, aber auch gelb und rot. Elisabeth ist ganz entzückt. Auch säumen sie die Strasse kilometerweise.
Mit dem einsetzenden Regen kommen wir durch Wald, der sich als eigentlicher Regenwald heraus stellt. Undurchdringlich dicht, riesige Farne, Rhabarber in superkingsize Grösse, ein Stengel genügt für eine sechsköpfige Familie.
Unterwegs sehen wir plötzlich einen Gaslieferwagen, und so einer hat uns schon mal betankt. Wir halten ihn an, doch die Fahrer dürfen nur Bestellungen ausliefern.

Trotz teilweise mieser Strasse, die Fahrt hat sich gelohnt. Sie hat den Ruf, eine der landschaftlich schönsten Strecken zu sein. Dem können wir nur zustimmen. Auch hat der Strassenzustand den Nebeneffekt, dass nur wenige Touristen unterwegs sind.
In Villa Santa Lucia übernachten wir in einer Seitenstrasse, direkt vor der Kaserne.

04.12.2011 - Unter dem Wach(?)samen Auge des Wachsoldaten im Kabäuschen auf der gegenüberliegenden Strassenseite haben wir gut geschlafen und nehmen nun noch die letzten 50 Km Holperstrecke unter die Räder. Die haben es in sich, hier wird tatsächlich gebaut und teilweise ist ein frisch gepflügter Acker ebener als das, was sich hier Strasse nennt.
Wieder fahren wir durch Urwald. Kurz vor Chaiten sehen wir die Verwüstungen durch die Vulkanausbrüche, abgestorbene Bäume, weggeräumte Asche, in Chaiten viele kaputte und verlassene Häuser. Obwohl weiter nördlich eine neue Stadt entstehen soll, regt sich auch hier wieder neues Leben. Erst vor einigen Tagen wurde Wasser und Strom verfügbar, es gigt eine funktionierende Tankstelle und der Mini-Supermarkt lädt zum Einkauf.
Am Hafen finden wir einen guten Platz für die Nacht. Während ich das Dach besser abdichte, jagt Elisabeth fotografisch den Geiern nach. Die fliegen direkt um Idefix herum und suchen in der nahen Mülltonne nach Fressbarem. Auf dem Meer können wir Vögel beobachten, die sich kopfüber ins Meer nach Fischen stürzen. Auch einige Seehunde schwimmen in der Bucht.
Chaiten


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Erstellt:07.12.2011