Torres del Paine
Punta Arenas bis Torres del Paine
  Datum Tag Nr. KM-Stand KM Etappe KM Total
Start Mo 07.11.2011 40 94442   5438
Ende So 13.11.2011 46 94922 480 5918

 

"Schafssteppe"
(Bilder anklicken, oft hat es noch mehrere dahinter!)
07.11.2011 - Ein herrlicher Tag! Gut geschlafen, Sonne und kein einziges Schlagloch auf den rund 250 Km nach Puerto Natale! Die Gegend, durch die wir fahren, wird "Schafssteppe" genannt. Woher der Name wohl kommt? Richtig - in der sanft hügeligen Landschaft, zwischen Seen und kleineren Wäldern und dem in der Ferne liegende Gebirge des Nationalparkes Torres del Paine - Schafe!
Unterwegs treffen wir auch wieder auf den weltreisenden Belgier, den wir schon in Porvenir an der Fähre gesehen haben. Seit zwei Jahren ist er schon auf Tour, Mittlerer Osten, Japan, Australien und jetzt noch das kurze Stück von Patagonien nach Alaska. Alles auf dem Velo!
Der Campinplatz in Puerto Natales ist klein, aber mitten in der Stadt. Nach einem kurzen Rundgang durchs Zentrum des Ortes spendieren wir uns zur Feier des Tages das Abendessen im kleinen Restaurant des Camps.

08.11.2011 - Nichts besonderes. Um die Ecke liegt eine Wäscherei, wir machen davon Gebrauch. Mir gelingt es, das Naviprogram wieder in Schwung zu bringen.
Puerto Natales besteht zur Hauptsache aus Hostel, Tourorganisatoren, Outdoorshops und Souveniergeschäften sowie Restaurants. Ach ja, ein paar Einheimische hat es auch noch.
Puerto Natales

Krankenhaus in Puerto Natales 09.11.2011 - Heute ist Stichtag. Elisabeth muss sich zwecks regelmässsiger Blutwertbestimmung stechen lassen. Dies soll hier im Spital geschehen, das liegt fast um die Ecke. Dank des schriftlich vorliegenden Wunsches für die Laboranalyse (Eloisa, vielen Dank für die Übersetzung) ist der Dame am Empfang klar um was es geht. Nun heisst es, wie für alle Patienten, in der Eingangshalle warten bis bis man an der Reihe ist. Während dieser Zeit beobachten wir das Kommen und Gehen. Auch hier wieder keinerlei Hektik, kein Vordrängeln, kein Geschimpf. Endlich ruft uns der Chefpfleger auf. Chefpfleger? wir nehmen zumindest an, dass er das ist, so souverän wie er auftritt und Elisabeth als erstes ein Fieberthermometer reicht. Der Zettel mit dem Wunsch klärt auch diese Situation. Der junge Arzt spricht recht gut Englisch und sorgt mit einem Telefongespräch mit dem (wirklichen) Chef dafür, dass die Analyse im Spital gemacht werden kann und wir nicht noch in ein Labor müssen. Die Krankenschwester sticht einmal zu und das Blut fliesst. Einige Stunden später haben wir die Werte, gemäss einer Beurteilung des Arztes alles bestens. Hurra! Zusammenfassend: Eine gute, professionelle Arbeit.

10.11.2011 - Der Park Torres del Paine ruft! Und wir folgen dem Ruf. Zuerst über eine top ausgebaute Strasse, duch fast lieblich zu nennende Landschaft - von extrem karg, über Weiden mit und ohne Gebüsch, hier und da knorrige Bäume, leicht hügelig, in der Ferne die schneebedeckten Berge. Ab Cerro Castillo dann "Ende Lustig" - Wellblechpiste, teilweise gute 10 cm hoch. Selbst mit schnell darüber hinweghuschen wird Idefix und wir kräftig durchgeschüttelt. Das zieht sich leider auch durch den Park. Auf der Karte sieht es so aus, als ob sich die Strasse hier sanft dem See entlang windet. Doch der Weg ist ein dreidimensionales Schlangengebilde, enge Rechts- und Linkskurven in stetigem, teils sehr steilen auf und ab. Nach 28 Km am Ende des Parkes am Lago Grey sind wir rund 50 m tiefer als am Anfang, das Navi zeigt aber einen totalen Aufstieg von 750 m und einen Abstieg von 800 m an. Dafür eröffnet sich nach jeder Kurve und auf jedem Minipass eine neue, atemberaubende Sicht auf Seen und Berge, am Schluss dann der Höhepunkt als Panorama mit See, darin schwimmende Eisberge, im Hintergrund der Gletscher umgeben von sonnenbestrahlten Bergen. Zum Torres del Paine

Bootsfahrt auf dem Lago Grey 11.11.2011 - Elisabeth hat keine optimale Nacht, sie bleibt im Wohnmobil während ich auf die Schiffstour zum Gletscher gehe. Es windet wieder einmal gewaltig, der See ist alles andere als ruhig. Der Himmel hängt voller Wolken, die Berge sind bedeckt. Mit einem kleinen Boot werden wir portionsweise zum Schiff transportiert und kriegen dabei die ersten Spritzer ab. Das Schiff ist nicht sehr gross und hüpft auf den Wellen auf und ab. Bei jedem Taucher in ein Wellental spritzt die Gischt bis zu den Frontscheiben hoch und blockiert die Sicht nach vorne total. Kurz vor unserem Ziel, dem Gletscher, beruhigt sich das Wasser und wir dürfen aufs Oberdeck. Von dort geniessen wir die Sicht auf See, Gletscher und die Berge, in der Hoffnung, dass uns der Wind nicht von Deck fegt. Die Rückfahrt mit den Wellen ist fast ruhig, wir dürfen draussen bleiben und die driftenden Eisberge bewundern. Diese wandern bis zum Strand vor dem Hotel und schmelzen dort. Der Strand wird daher der Eisbergfriedhof genannt.
Zum Übernachten fahren wir zum Camping nach Pehoe zurück.

12.11.2011 - Aufwachen, Jalousien runter - die ganze Pracht der Berge liegt in vollem Sonnenschein direkt vor uns, zum greifen nahe. Das super Wetter wollen wir ausnützen und hängen unsere Wäsche draussen auf einer Leine auf. Elisabeth muss aber Wache schieben, der starke Wind könnte die Wäsche wegblasen und da muss jemand blitzartig nachrennen können. Aber schon nach kurzer Zeit ist alles trocken.
Nach dem Mittagessen wandern wir zu einem Aussichtspunkt, dem Mirador Condor. Der Pfad schlängelt sich relativ steil durch einen Wald hoch. Die Bäume scheinen am Stamm tot zu sein, doch die Kronen sind voll von saftig grünen Blättern. Den Wind merken wir erst, wie wir den Wald verlassen. Er wird stärker und stärker. Ein deutsches Ehepaar, das uns entgegenkommt, meint, dass der Wind oben auf dem Pass mit weit über 100 km/h bläst. Wir wandern noch ein kurzes Stück, dann wir der Wind für Elisabeth zu stark, sie wartet, während ich noch das letzte Stück hoch gehe. Oben auf dem Pass, wo auf der Landkarte auch ein Windmännchen eingezeichnet ist, ist der Wind so stark, dass ich meine Wanderstöcke nur noch mit roher Gewalt senkrecht setzen kann. Gottseidank bläst der Wind die herrliche Aussicht nicht weg. Fast zwei Stunden sind wir für die knapp 4 Km unterwegs gewesen. Camping am Lago Pehoe

13.11.2011 - In der Nacht hat es leicht geregnet, Elisabeth's Seite hat fast dicht gehalten, einige Tropfen haben den Weg ins Innere gefunden. Also überklebe ich die ganze Überlappung Dach-Seitenwand und hoffe weiter.
Sollen wir oder sollen wir nicht? Die Laguna Azul wäre eigentlich unser Ziel, doch bei dem Wetter? Wir fahren bei leichtem Nieselregen, tiefhängenden Wolken und totaler (!) Windstille los. Dank dem Regen staubt es auf den Strassen nicht mehr. Leider erkennen wir aber die Staubwolken die entgegen kommender Autos nicht mehr. Langsam lichten sich die Wolken, die Sonne drückt. Also auf an die Laguna Azul! Das erste Teilstück führt dem Rio Paine entlang. An den Cascada Paine halten wir an um den Wasserfall aus der Nähe anzusehen. Ganze Busladungen von Touristen sind auch da, auch Deutsche mit Schweizer Reiseleiter, die uns ein bisschen ausfragen.
Zur Laguna Azul Weiter geth's, an Mooren und Weiden vorbei, wo riesige Herden von Guanakos grasen. Der CP am See ist eigentlich geschlossen, doch nach ausgiebigen Instruktionen durch den jungen Ranger dürfen wir eine Nacht bleibe. Auch hierher kommen Grossraumlimousinen mit Touristen, unter anderen wiederum Deutsche, die sich wundern, wie wir aus dem Aargau hierher gekommen sind. Am See steht auch ein sehr nettes Schweizer Ehepaar, Michèle und Kurt, mit einem halben Lastwagen als Wohnmobil. Wir kommen ins Gespräch, tauschen Erfahrungen aus und wünschen uns Glück für die weiter Reise. Sie klären uns auch über den von uns gesehenen Condor auf - sie sind begeisterte Vogelbeobachter - es sei nur ein Caracara. Je nun, an Weisheit reicher, an Illusionen ärmer!


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Erstellt: 16.11.2011